EU-Lebensmittelrecht 2025: Neue Standards für Transparenz, Nachhaltigkeit und Innovation

Detaillierte Änderungen im EU-Lebensmittelrecht 2025 und deren zukünftige Entwicklungen

Das EU-Lebensmittelrecht befindet sich in einem starken Wandel, um den sich ändernden Anforderungen an Gesundheit, Umwelt, Verbraucherinteressen und wirtschaftliche Gegebenheiten gerecht zu werden. Die Änderungen, die im Jahr 2025 in Kraft treten, betreffen verschiedene Bereiche, von der Kennzeichnung über die Regulierung neuer Lebensmittel bis hin zur Verpackung. Nachfolgend werden diese Änderungen detailliert erläutert und ein Ausblick auf zukünftige Entwicklungen gegeben.

1. Änderungen in der Lebensmittelkennzeichnung

Am 1. Januar 2025 traten neue Vorschriften zur Lebensmittelkennzeichnung in Kraft, die insbesondere Getränke mit einem Alkoholgehalt von mehr als 1,2 Volumenprozent betreffen. Diese müssen nun detaillierte Informationen zu Inhaltsstoffen, Nährwerten und Allergenen enthalten, ähnlich wie dies bereits für nicht-alkoholische Produkte der Fall ist. Dies soll zu einer besseren Transparenz für den Verbraucher führen und ihm helfen, informierte Kaufentscheidungen zu treffen.

Zu den wichtigsten Änderungen gehören:

  • Erweiterung der Nährwertkennzeichnung: Ab 2025 müssen auch alkoholische Getränke die Nährwertdeklaration gemäß den Vorgaben der Verordnung (EU) Nr. 1169/2011 enthalten. Hierzu gehören Angaben wie Kaloriengehalt, Zucker, Fett, Eiweiß und Salz, was bisher vor allem für nicht-alkoholische Getränke verpflichtend war.

  • Allergenkennzeichnung: Auch die Anforderungen an die Allergenkennzeichnung werden weiter verschärft. Lebensmittel, die Allergene enthalten, müssen klar und deutlich ausgewiesen werden, um gesundheitliche Risiken für Verbraucher zu minimieren, insbesondere für Menschen mit Lebensmittelallergien.

  • Verpackungsgrößen und Nährwertinformationen: Zukünftig werden kleinere Verpackungsgrößen von Lebensmitteln, die als „Mehrportionen“ verkauft werden, detailliertere Nährwertangaben für die gesamte Verpackung sowie pro Portion erfordern, was die Verbraucherfreundlichkeit erhöht.

Diese Änderungen werden eine größere Verantwortung für Hersteller und Verkäufer bedeuten, da sie nicht nur für die Genauigkeit der Kennzeichnung verantwortlich sind, sondern auch sicherstellen müssen, dass die Verbraucher richtig informiert werden.

2. Erweiterung der Novel-Food-Regulierung

Im Rahmen der Verordnung (EU) 2015/2283 über neuartige Lebensmittel hat die EU die Liste der zugelassenen „Novel Foods“ aktualisiert. Am 21. Januar 2025 trat die Durchführungsverordnung (EU) 2025/97 in Kraft, die die Unionsliste um Isomalto-Oligosaccharid erweitert. Dieser Zuckeraustauschstoff wird aus Maisstärke gewonnen und findet Anwendung in der Herstellung von Zuckerersatzstoffen und in der Lebensmittelindustrie als funktionelles Lebensmittel.

Die wichtigsten Änderungen sind:

  • Isomalto-Oligosaccharid als zugelassenes Novel Food: Dieses Zuckeraustauschmittel kann nun in verschiedenen Lebensmitteln wie Backwaren, Getränken und Süßwaren verwendet werden. Die Zulassung ermöglicht Herstellern eine breitere Palette an zuckerfreien oder zuckerreduzierten Produkten.

  • Erweiterte Zulassung für andere Novel Foods: Die EU prüft weiterhin neue Zutaten und Materialien, die als neuartige Lebensmittel zugelassen werden. Diese Innovationen zielen darauf ab, die Nahrungsmittelproduktion gesünder, nachhaltiger und flexibler zu gestalten.

Hersteller müssen weiterhin den regulatorischen Prozess der Novel-Food-Zulassung durchlaufen, wenn sie neue Zutaten auf den Markt bringen möchten, was auch die Sicherheit und Transparenz für den Endverbraucher gewährleistet.

3. Verpackungsverordnung (EU-VerpackV) 2025: Ein neuer Schritt zur Kreislaufwirtschaft

Die Verpackungsverordnung (EU-VerpackV) wurde 2024 verabschiedet und tritt ab dem 12. August 2026 in Kraft. Ziel dieser Verordnung ist es, die Recyclingfähigkeit von Verpackungen zu maximieren und die Menge an Abfällen zu verringern, die aus Verpackungsmaterialien entstehen. Besonders relevant für die Lebensmittelindustrie sind die folgenden Änderungen:

  • Pflicht zur Recyclingfähigkeit: Alle Verpackungen, die in der EU verkauft werden, müssen bis 2030 zu mindestens 50% aus wiederverwertbaren Materialien bestehen. Dazu gehören sowohl Kunststoff- als auch Papierverpackungen. Ab 2025 wird auch die Verwendung von biologisch abbaubaren Verpackungen überprüft, um sicherzustellen, dass diese tatsächlich effektiv recycelbar sind.

  • Förderung von Mehrwegverpackungen: Eine wichtige Vorgabe dieser Verordnung ist die Förderung von Mehrwegverpackungen. Unternehmen, die Einwegverpackungen verwenden, müssen Alternativen in Betracht ziehen und die Einführung von Mehrwegsystemen unterstützen, was insbesondere für die Lebensmittelindustrie eine erhebliche Umstellung darstellt.

  • Kennzeichnung von Recyclingfähigkeit: Verpackungen müssen klar angeben, ob sie recycelbar sind und wie sie richtig entsorgt werden können. Dies dient der Unterstützung der Verbraucher, die auf einfache und verständliche Weise erfahren können, wie sie Abfälle korrekt entsorgen.

Die Verpackungsverordnung stellt die Industrie vor die Herausforderung, die Produktionsmethoden anzupassen und umweltfreundlichere Materialien zu verwenden. Auf lange Sicht wird dies die Entwicklung neuer Technologien zur Materialwiederverwertung und Abfallvermeidung fördern.

4. Weitere Entwicklungen und Ausblick auf die Zukunft

Die EU arbeitet kontinuierlich an weiteren Anpassungen und Verbesserungen des Lebensmittelrechts. Einige der wesentlichen zukünftigen Entwicklungen sind:

  • Verstärkte Kontrolle von Lebensmittelverschwendung: Im Rahmen der „Zero Waste“-Initiativen wird die EU voraussichtlich strengere Vorschriften zur Reduzierung von Lebensmittelverschwendung einführen. Dies betrifft vor allem die Kennzeichnung von „Mindesthaltbarkeitsdaten“ und „Verbrauchsdatum“, sowie die Förderung von Initiativen zur Weiterverwendung von Lebensmitteln.

  • Strengere Vorschriften für die Inhaltsstoffe: Da Gesundheit und Ernährung zunehmend ins Zentrum der Aufmerksamkeit rücken, werden vermutlich strengere Vorschriften für Zucker, Salz und ungesunde Fette erlassen. Besonders zuckerhaltige Produkte könnten einer stärkeren Regulierung unterzogen werden, um der Zunahme von Übergewicht und damit verbundenen Krankheiten entgegenzuwirken.

  • Erweiterung der digitalisierten Lebensmittelsicherheit: Mit der zunehmenden Digitalisierung könnten die EU-Vorschriften zur Lebensmittelsicherheit weiter ausgebaut werden. Insbesondere die Nutzung von Blockchain-Technologien zur Nachverfolgung von Lebensmitteln und deren Herkunft könnte in naher Zukunft verpflichtend werden, um die Transparenz und die Sicherheit der Lieferketten zu erhöhen.

  • Förderung von nachhaltigen Ernährungsweisen: Angesichts des wachsenden Interesses an pflanzenbasierten und funktionellen Lebensmitteln ist zu erwarten, dass die EU auch in diesen Bereichen neue Regelungen einführen wird, um Innovationen zu fördern und gleichzeitig sicherzustellen, dass diese Produkte gesundheitlich unbedenklich sind.

Das EU-Lebensmittelrecht hat 2025 bedeutende Anpassungen erfahren, die die Transparenz, Nachhaltigkeit und Sicherheit in der Lebensmittelproduktion verbessern sollen. Die Anforderungen an die Kennzeichnung von Lebensmitteln und Verpackungen werden verschärft, und die Regulierung neuer Zutaten wird weiter ausgebaut. Unternehmen müssen sich auf diese Änderungen einstellen und die neuen Vorschriften umsetzen, um wettbewerbsfähig und konform mit den europäischen Standards zu bleiben. Zudem werden die kommenden Jahre von einer stärkeren Ausrichtung auf Gesundheit, Nachhaltigkeit und Innovation geprägt sein, was die Entwicklung von neuen Technologien und Geschäftsmodellen vorantreiben dürfte.

Risiken und Chancen der Änderungen im EU-Lebensmittelrecht 2025

Die Änderungen im EU-Lebensmittelrecht 2025 bieten eine Vielzahl von Chancen, eröffnen jedoch auch Risiken für Unternehmen, die sich nicht rechtzeitig an die neuen Vorgaben anpassen. Es ist entscheidend, dass Unternehmen die rechtlichen Anforderungen nicht nur als regulatorische Hürde, sondern auch als Chance für Innovation und langfristige Marktgewinne betrachten. Der folgende Abschnitt beleuchtet die wesentlichen Risiken und Chancen, die mit den Änderungen verbunden sind.

Chancen

  1. Erhöhte Verbrauchersicherheit und Vertrauen
    Durch die verstärkte Kennzeichnung von Nährwerten und Allergenen sowie die transparente Angabe von Inhaltsstoffen werden Verbraucher besser informiert und können fundierte Entscheidungen treffen. Unternehmen, die diese Anforderungen frühzeitig erfüllen, positionieren sich als verantwortungsbewusste und vertrauenswürdige Marken. Diese erhöhte Transparenz kann langfristig zu einer stärkeren Kundenbindung und einem Wettbewerbsvorteil führen.

  2. Innovation durch Novel Foods und nachhaltige Verpackungen
    Die Erweiterung der Novel-Food-Verordnung ermöglicht es Unternehmen, neue Zutaten und Produkte auf den Markt zu bringen. Unternehmen, die sich auf gesunde, nachhaltige oder funktionelle Lebensmittel konzentrieren, können von der breiteren Zulassung neuer Zutaten und Technologien profitieren. Auch die Anforderungen an umweltfreundliche Verpackungen bieten eine Gelegenheit, innovative Verpackungslösungen zu entwickeln, die sowohl die Umwelt schonen als auch das Markenimage stärken.

  3. Wettbewerbsvorteil durch Nachhaltigkeit
    Die neue Verpackungsverordnung fördert Unternehmen, die frühzeitig auf Mehrwegverpackungen und recycelbare Materialien setzen. Firmen, die nachhaltig wirtschaften, können nicht nur regulatorische Anforderungen erfüllen, sondern sich auch als Vorreiter im Bereich Umweltschutz positionieren. Dies stärkt das Vertrauen der Verbraucher und kann die Marktposition langfristig verbessern, da zunehmend mehr Konsumenten auf die Nachhaltigkeit von Produkten achten.

  4. Optimierung von Produktionsprozessen durch digitale Innovationen
    Die fortschreitende Digitalisierung der Lebensmittelproduktion eröffnet neue Möglichkeiten zur Effizienzsteigerung. Unternehmen, die auf Technologien wie Blockchain zur Verfolgung der Lebensmittelherkunft setzen, können nicht nur die Lebensmittelsicherheit erhöhen, sondern auch das Vertrauen der Verbraucher gewinnen. Durch die genaue Nachverfolgbarkeit und Transparenz lassen sich auch Risiken minimieren und der Marktzugang für neue Märkte erleichtern.

Risiken

  1. Kosten und Investitionsbedarf
    Die Umstellung auf die neuen Kennzeichnungs- und Verpackungsanforderungen kann mit erheblichen Kosten verbunden sein. Insbesondere für kleine und mittelständische Unternehmen könnten die notwendigen Investitionen in die Anpassung der Produktionslinien, die Beschaffung umweltfreundlicher Materialien und die Umstellung der Logistik eine große Herausforderung darstellen. Ohne rechtzeitige Planung und Investitionen besteht die Gefahr, dass Unternehmen auf dem Markt ins Hintertreffen geraten.

  2. Verwaltungsaufwand und rechtliche Unsicherheiten
    Die neuen Regelungen, insbesondere in Bezug auf die Novel-Food-Zulassungen und die Verpackungsverordnung, erfordern eine präzise Umsetzung und Überwachung. Für Unternehmen, die noch nicht mit den spezifischen Anforderungen vertraut sind, kann dies zu administrativen Herausforderungen und rechtlichen Unsicherheiten führen. Fehler bei der Umsetzung der neuen Vorschriften können zu rechtlichen Konsequenzen, Bußgeldern und Imageverlust führen.

  3. Marktanpassung und Verbraucherakzeptanz
    Auch wenn die Änderungen im Lebensmittelrecht der Verbraucheraufklärung und -sicherheit dienen, könnten einige der neuen Regelungen auf Widerstand stoßen. Insbesondere neue Kennzeichnungsanforderungen oder die Umstellung auf nachhaltige Verpackungen könnten von einigen Verbrauchern als negativ wahrgenommen werden, wenn die Produkte teurer oder unpraktischer werden. Unternehmen müssen sich der Herausforderung stellen, ihre Kunden über die Vorteile der neuen Regelungen zu informieren und Akzeptanz zu fördern.

  4. Wettbewerb durch innovative Marktteilnehmer
    Während etablierte Unternehmen die Chancen in den neuen Regelungen sehen können, bieten diese auch eine Möglichkeit für neue, innovative Marktteilnehmer, sich zu etablieren. Besonders Start-ups und Unternehmen mit einem starken Fokus auf Nachhaltigkeit und Innovation könnten von den Änderungen profitieren und die etablierten Marktakteure herausfordern. Dies könnte zu einem intensiveren Wettbewerb führen, bei dem Unternehmen, die nicht schnell genug auf die neuen Anforderungen reagieren, Marktanteile verlieren könnten.

Die Änderungen im EU-Lebensmittelrecht 2025 bieten sowohl Risiken als auch Chancen für Unternehmen der Lebensmittelbranche. Während die Anpassung an die neuen Regelungen Herausforderungen mit sich bringt – insbesondere in Bezug auf Kosten, Verwaltungsaufwand und Verbraucherakzeptanz – eröffnen sich gleichzeitig Möglichkeiten, sich als nachhaltige, innovative und transparente Marke zu positionieren. Unternehmen, die die Veränderungen als Chance zur Optimierung ihrer Produktionsprozesse, zur Einführung neuer Produkte und zur Verbesserung ihrer Markenwahrnehmung nutzen, können langfristig von den neuen Vorschriften profitieren und ihre Marktstellung sichern.

Tipp für Ihre Weiterbildung: Lassen Sie sich die Gelegenheit nicht entgehen und nehmen Sie an unserer IFS-Sommerakademie teil, die ab dem 16. Juni 2025 in Frankfurt stattfindet! Oder sichern Sie sich noch heute Ihren Platz in unserer praxisorientierten Online-Schulung „Praxiswissen Lebensmittelrecht“ am 06. Juni 2025 und erweitern Sie Ihr Fachwissen – flexibel und bequem von überall aus!