Einer der größten Wirtschaftszweige in Deutschland – die Lebensmittelindustrie
Haben Sie sich schon einmal gefragt, welchen Einfluss die Lebensmittelindustrie in Deutschland eigentlich hat? Wie viel Umsatz wird pro Jahr gemacht und wie viele Mitarbeiter sind in der Lebensmittelindustrie beschäftigt? In diesem Beitrag möchten wir Ihnen dies einmal mit Zahlen, Fakten und Daten aufzeigen.
Was ist die Lebensmittelindustrie?
Die Lebensmittelindustrie ist ein Teilbereich der Lebensmittelwirtschaft, in denen ein erheblicher Teil der landwirtschaftlichen Erzeugnisse für den menschlichen Verzehr verarbeitet wird. Betriebe, die weniger als 20 Mitarbeiter beschäftigen, werden nicht zur Industrie dazu gezählt, sondern gelten als lebensmittelherstellende Branchen.
Insbesondere im ländlichen Raum garantiert die Lebensmittelindustrie Wohlstand, Stabilität und Beschäftigung. Gemessen am Umsatz und der Anzahl der Beschäftigten, ist die deutsche Lebensmittelindustrie führend in Europa.
Allgemeine Informationen und Zahlen zur Wirtschaft
Das weltweite Bruttoinlandsprodukt (BIP) belief sich 2019 auf 84,9 Billionen US-Dollar. Davon haben die vier weltweit größten Volkswirtschaften USA, China, Japan und Deutschland, allein 42,9 Billionen US-Dollar erwirtschaftet [1].
2019 gab es in Deutschland durchschnittlich 45,3 Millionen Erwerbstätige [2] und das Bruttoinlandsprodukt belief sich auf 3,44 Billionen Euro [3]. Die Exportquote betrug dabei 47,4% und die Importquote 41,3% [4].
Zu den wichtigsten Industriezweigen in Deutschland gehört die Lebensmittelindustrie. Sie beschäftigt ungefähr 618.000 Mitarbeiter_innen [5] inklusive etwa 32.000 Auszubildende [6], in etwa 6.100 [5] überwiegend kleinen (unter 50 Mitarbeiter) und mittleren Unternehmen (unter 250 Mitarbeiter). Dabei gehören die Fleisch-, Milch-, Süß- und Getränkeindustrie zu den wichtigsten Branchen. Sie machen ca. 63,5% [7] des Jahresumsatzes der gesamten Lebensmittelindustrie in Deutschland aus. Alleine in Deutschland werden über 170.000 Artikel [8] angeboten.
Auch auf dem Weltmarkt spielt Deutschland als drittgrößter Lebensmittelexporteur eine große Rolle. Deutschland ist für eine hohe Lebensmittelqualität bekannt und erfreut sich so an einer Lebensmittel Exportquote von 33,6 Prozent [5] (Stand Ende 2019).
Umsatzzahlen im Detail
Im Jahr 2019 wurde in der deutschen Lebensmittelindustrie ein Umsatz von 185,3 Milliarden Euro [9] erzielt. Davon alleine 123,1 Milliarden Euro [9] auf dem Deutschen Markt. In der EU wurde ein Umsatz von 48 Milliarden Euro und in Nicht-EU Ländern von 14,2 Milliarden Euro [9] Umsatz gemacht. Die fünf wichtigsten Branchen erzielten zusammen einen Umsatz von 116,5 Milliarden Euro [6]:
● Fleisch und Fleischprodukte 25,0% = 45,9 Milliarden Euro
● Milch und Milchprodukte 15,3% = 28,1 Milliarden Euro
● Backwaren 9,8% = 18 Milliarden Euro
● Süßwaren, Dauerbackwaren und Speiseeis 7,2% = 13,2 Milliarden Euro
● Alkoholische Getränke 6,2% = 11,3 Milliarden Euro
Vergleich zum Vorjahr 2018
2018 lag der Umsatz bei 179,6 Milliarden Euro [10]. Also ist der nominale Umsatz um 3,2% gestiegen. Berücksichtigt man die Preiserhöhung im Inland von 1,8% und im Export von 2,2%, hat sich die reale Umsatzentwicklung um 1,2% erhöht. Der Umsatz der fünf wichtigsten Branchen lag bei 114,3 Milliarden [10] Euro:
● Fleisch und Fleischprodukte 23,7% = 42,6 Milliarden Euro
● Milch und Milchprodukte 15,1% = 27,1 Milliarden Euro
● Backwaren 9,7% = 17,4 Milliarden Euro
● Süßwaren, Dauerbackwaren und Speiseeis 7,6% = 13,6 Milliarden Euro
● Alkoholische Getränke 7,6% = 13,6 Milliarden Euro
Zulieferer
Neben Frischprodukten wie z.B. Getreide, Milch, Fleisch, Gemüse und Obst, braucht es für die Lebensmittelindustrie auch diverse andere Zusatzstoffe und Produkte. Das sind einmal Verpackungsmaterial aber auch Zusatzstoffe wie Vitamine, Aktivstoffe, Extrakte, Probiotika (z.B. Hefe oder Milchsäurebakterien), Aromate, Konservierungsmittel und viele mehr.
Also spielen auch die Zulieferer eine große Rolle in der Lebensmittelindustrie. Nachfolgend schauen wir uns die Zulieferer einmal im Detail an.
Landwirtschaft
Die Landwirtschaft ist ein Wirtschaftszweig der Primärproduktion. Ziel der Primärproduktion ist es, in speziell dafür bepflanzten Gebieten gezielt tierische und pflanzliche Produkte herzustellen. Dazu gehören z.B. folgende pflanzliche Produkte:
● Obst und Gemüse
● Getreide
● Ölsaate (z.B. Raps)
● Zuckerrüben
Heutzutage dient die Tierproduktion hauptsächlich der Lebensmittelproduktion für menschlichen Verzehr, wie z.B.:
● Fleisch
● Milchprodukte
● Eier
● Honig
Ein Drittel der Landoberfläche der Erde wird heutzutage für die Landwirtschaft genutzt. Trotz dichter Besiedlung verwendet Deutschland gut die Hälfte der Nutzfläche als landwirtschaftliche Fläche. Rund die Hälfte davon wird wiederum für die Futtererzeugung für die mehr als 200 Millionen Nutztiere [11] verwendet.
Deutschland zählt zu den vier größten Lebensmittelproduzenten in der EU und ist der drittgrößte Agrarexporteur der Welt. Jedes Jahr produzieren rund eine Million Menschen in Deutschland, in rund 270.000 Landwirtschaftsbetrieben [11] Waren im Wert von etwa 50 Milliarden Euro.
Verpackungsmaterial
Zulieferer für Verpackungsmaterial sind unabdingbar in der Lebensmittelindustrie. Ohne Verpackung können Lebensmittel in vielen Fällen nicht verkauft werden. Verpackungen schützen vor Umwelteinflüssen wie Licht und Feuchtigkeit aber auch vor Verschmutzungen. Zudem kann man Lebensmittel in Verpackungen richtig lagern und lange halten. Zu den Lebensmittelverpackungen gehören:
● Flaschen und Gläser
● Becher
● Folien
● Dosen
● Tuben
Um die Ware während des Transports vor Verunreinigungen und Beschädigungen zu schützen, braucht es zudem Außenverpackungen. Verpackungen für Lebensmittel bestehen aus unterschiedlichen Materialien wie Glas, Kunststoff, Aluminium oder Weißblech, Papier und Pappe. Mit ihrer Hilfe kann eine hohe Qualität und Sicherheit der Lebensmittel gewährleistet werden.
Die Deutsche Verpackungsindustrie erzielte im Jahr 2019 im Inland einen Umsatz in Höhe von etwa 18,2 Milliarden Euro [12].
Doch wo landen die Verpackungen nach dem Verbrauch der Lebensmittel? 2018 entstanden 5,7 Millionen Tonnen Verpackungsmüll in Deutschland. Das macht ungefähr 68 Kilogramm pro Kopf. 4,1 Millionen Tonnen (75%) davon konnten recycelt werden. 1,2 Millionen Tonnen (22%) wurden zur Energieerzeugung verwendet, beispielsweise in Feuerungsanlagen. Die drei Prozent Abweichung zwischen der abgegebenen und verwendeten Menge resultiert zum Beispiel aus dem Sortierverlust oder durch die Lagermenge in den Anlagen [13].
Zusatzstoffe
Lebensmittelzusatzstoffe sind Verbindungen, die Lebensmitteln zugesetzt werden, um deren Geschmack, Geruch, Struktur oder Farbe zu ändern oder sie länger haltbar zu machen. So kann der Nähr- und Gebrauchswert der Lebensmittel verbessert, reguliert und stabilisiert werden.
Für zugelassene Zusatzstoffe vergibt die EU eine E-Nummer, die man auf den Lebensmittelverpackungen findet. Nur wenn die Stoffe gesundheitlich unbedenklich sind, sie technisch notwendig sind und die Verwendung den Verbraucher nicht täuscht, werden sie zugelassen. Zurzeit gibt es etwa 400 Zusatzstoffe.
Aber für was sind denn all diese Zusatzstoffe gut? Um die Frische eines Lebensmittels zu bewahren werden zum Beispiel Antioxidationsmittel, Konservierungsstoffe, Säuerungsmittel und Säureregulatoren eingesetzt. Wenn die sensorischen Eigenschaften verändert werden sollen, kommen unter anderem Süßstoffe, Farbstoffe, Geschmacksverstärker, Emulgatoren, Festigungsmittel, Geliermittel und Verdickungsmittel zum Einsatz.
Zusatzstoffe sind also in der Lebensmittelindustrie nicht mehr wegzudenken. Dessen Herstellung, Verarbeitung und Lieferung schafft viele Arbeitsplätze in der Lebensmittelindustrie und bringt viel Umsatz.
Die Rolle der Lebensmittelindustrie
Wie die oben genannten Zahlen und Fakten aufzeigen, spielt die Lebensmittelindustrie eine wesentliche Rolle in der deutschen Wirtschaft. Sie sichert Arbeitsplätze, schafft Ausbildungsplätze, bietet Weiterbildungsmöglichkeiten, sorgt für einen hohen Umsatz und erzeugt Wohlstand und Sicherheit.
Wie sich die Zahlen wegen der COVID-19 Krise entwickeln, kann niemand vorhersagen. Aber eines sei gewiss, die Lebensmittelindustrie wird immer einer der wichtigsten und größten Wirtschaftszweige in Deutschland bleiben. Schließlich muss jeder essen und trinken.
[1] https://de.statista.com/statistik/daten/studie/159798/umfrage/entwicklung-des-bip-bruttoinlandsprodukt-weltweit/
[2] https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2020/01/PD20_001_13321.html
[3] https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1251/umfrage/entwicklung-des-bruttoinlandsprodukts-seit-dem-jahr-1991/
[4] https://www.destatis.de/DE/Themen/Wirtschaft/Globalisierungsindikatoren/_inhalt.html
[5] https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Artikel/Branchenfokus/Industrie/branchenfokus-lebensmittelindustrie.html
[6] https://www.bve-online.de/download/bve-jahresbericht-ernaehrungsindustrie-2020
[7] https://www.bve-online.de/presse/infothek/publikationen-jahresbericht/bve-jahresbericht-ernaehrungsindustrie-2020
[8] https://www.bve-online.de/themen/die-ernaehrungsindustrie
[9] https://de.statista.com/statistik/daten/studie/75611/umfrage/umsatz-der-deutschen-ernaehrungsindustrie-seit-2008/
[10] https://www.bve-online.de/presse/infothek/publikationen-jahresbericht/bve-jahresbericht-ernaehrungsindustrie-2019
[11] https://www.bmel-statistik.de/landwirtschaft/
[12] https://de.statista.com/statistik/daten/studie/165435/umfrage/umsatz-der-verpackungsindustrie-in-deutschland-seit-2005/
[13] https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2020/03/PD20_103_321.html
Weitere Quellen:
https://www.bmwi.de
https://www.destatis.de
https://de.statista.com
https://www.agrarheute.com
https://www.bmel-statistik.de
https://webgate.ec.europa.eu
https://www.bve-online.de
https://www.bvl.bund.de