Der FAMI-QS Code of Practice: Gewährleistung der Futtermittelsicherheit und Produktqualität
Der FAMI-QS Code of Practice stellt einen zentralen Standard dar, der spezifische Anforderungen für die Futtermittelsicherheit und die Qualität von Produkten definiert, die durch Prozesse nach der Definition von FAMI-QS hergestellt werden. Dieser Kodex umfasst klare Vorgaben zur Guten Herstellungspraxis (GMP), zum HACCP-Programm (Hazard Analysis and Critical Control Points) sowie Leitlinien zur kontinuierlichen Verbesserung des Produktionsprozesses. Ziel ist es, sowohl die Sicherheit als auch die Qualität von Futtermitteln sicherzustellen und auf einem hohen Niveau zu halten.
Der FAMI-QS Code of Practice wurde entwickelt, um sicherzustellen, dass alle an der Produktion beteiligten Unternehmen hohe Standards im Hinblick auf die Sicherheit und Qualität von Futtermitteln einhalten. Dies ist besonders wichtig, da die Futtermittelindustrie einen wesentlichen Beitrag zur globalen Lebensmittelsicherheit leistet. Fehler in der Futtermittelproduktion können weitreichende Folgen für die gesamte Lebensmittelkette haben. Der Kodex bietet hier eine verlässliche Grundlage für die Sicherstellung eines reibungslosen und sicheren Produktionsprozesses.
Geltungsbereich von FAMI-QS: Spezialfutterzutaten
Der Geltungsbereich des FAMI-QS Codes umfasst Spezialfutterzutaten. Eine Spezialfutterzutat ist definiert als jede absichtlich zugesetzte Zutat, die normalerweise nicht als Futtermittel als solches verzehrt wird, unabhängig davon, ob sie einen Nährwert hat oder nicht, die die Eigenschaften von Futtermitteln oder Tieren/tierischen Produkten und die Leistung der Tiere beeinflusst.
Spezielle Futtermittelzutaten können über die folgenden Produktionsverfahren oder eine Kombination davon gewonnen werden:
- Chemisch: Der typische Produktionsprozess besteht aus einer chemischen Reaktion von organischen und/oder anorganischen Rohstoffen unter definierten Bedingungen, wobei organische und/oder anorganische Verarbeitungshilfsstoffe, Dampf, Wasser, Luft und/oder Gas in den Prozess eingebracht werden können. Nach der Synthese kann das Endprodukt z. B. durch Destillation, Kristallisation oder Filtration gereinigt und getrocknet werden. Weitere Informationen finden sich im entsprechenden Prozessdokument.
- Bioprocessing: Bei diesem Verfahren werden biologisches Material oder seine Bestandteile verwendet, um das gewünschte Produkt zu erhalten. Die Bioprozesstechnik basiert hauptsächlich auf vorgelagerten Prozessen zur Herstellung von biologischem Material (Zellkultur, Fermentation) und nachgelagerten Prozessen, die die Rückgewinnung, Trennung/Reinigung des gewünschten Materials/der Zwischenprodukte und mögliche Konservierungsschritte wie Trocknung, Gefriertrocknung und Formulierung umfassen. Weitere Informationen finden sich im entsprechenden Prozessdokument.
- Bergbau: Bergbau ist die Gewinnung wertvoller Mineralien oder anderer geologischer Materialien aus der Erde. Die Aufbereitung von Mineralien basiert hauptsächlich auf verschiedenen mechanischen Mitteln des Zerkleinerns, Mahlens, Waschens und Fällens, die die Abtrennung wertvoller Mineralien von der Quelle ermöglichen. Weitere Informationen finden sich im entsprechenden Prozessdokument.
- Extraktion: Die Extraktion erfolgt hauptsächlich entweder durch wässrige Lösung oder unter Verwendung organischer Lösungsmittel oder durch eine Kombination aus beiden. Die charakteristischen Merkmale solcher Produktionsmethoden sind die Kombination einer Reihe von Auflösungs- und Fällungsschritten, pH-, Temperatur- und Feuchtigkeitseinstellungen, um das Molekül aus seiner organischen Matrix zu isolieren und es weiter auf die gewünschten Eigenschaften zu verfeinern. Die nachgelagerten Prozesse umfassen in der Regel die Entfernung des Lösungsmittels, die Destillation, die Temperaturbehandlung zur Inaktivierung potenziell schädlicher Substanzen, das Trocknen, Granulieren, Formulieren, Sieben und Verpacken. Weitere Informationen finden sich im entsprechenden Prozessdokument.
- Mischen: Trockene oder flüssige Mischungen aus einem oder mehreren Spezialfutterbestandteilen mit oder ohne Träger. Diese Mischungen sind nicht für die direkte Verfütterung an Tiere bestimmt oder können mit der Tagesration kombiniert werden und müssen spezifische technologische, sensorische, tierzüchterische oder andere Funktionen im Zusammenhang mit den Spezialfutterbestandteilen erfüllen. Weitere Informationen finden sich im entsprechenden Prozessdokument.
- Formulierungen/Zubereitungen: Der typische Produktionsprozess besteht darin, organische und/oder anorganische Rohstoffe in einer Lösung zu mischen, bis sie sich aufgelöst haben, und dann die Lösung mit einem Träger zu trocknen, bevor das Endprodukt verpackt wird. Dabei könnten Verarbeitungshilfsmittel wie Dampf, Wasser, Luft, Gas und Lösungsmittel zum Einsatz kommen. Der Prozess wird unter definierten Bedingungen durchgeführt. Die Formulierung ist als Schritt in den Prozessdokumenten Chemisch und Mischen enthalten.
Spezialfuttermittelzutaten müssen gemäß den geltenden Futtermittelvorschriften des vorgesehenen Marktes definiert und mit klaren Gebrauchsanweisungen gekennzeichnet werden. Der regulatorische Status der Produkte liegt in der Verantwortung des Betreibers. Der Betreiber muss sicherstellen, dass das Produkt allen erforderlichen gesetzlichen Anforderungen entspricht, einschließlich:
- im Ursprungsland legal hergestellt werden und
- Erfüllung der regulatorischen Anforderungen des Bestimmungslandes.
Die von FAMI-QS abgedeckten Aktivitäten in der Futtermittelkette sind die folgenden:
- Produktion: Die Prozesse und Methoden, mit denen materielle Inputs (Rohstoffe, Halbfertigprodukte) und immaterielle Inputs (Informationen, Daten) in Güter umgewandelt werden. In diesem Prozess werden Ressourcen verwendet, um eine Ausgabe zu erstellen, die für die Verwendung geeignet ist oder einen Tauschwert hat.
- Handel: Die Handlung des Kaufs, der Handhabung, der Lagerung, des Transports und des Verkaufs von Waren und Dienstleistungen.
Für welche Unternehmen ist dieser Standard wichtig?
Der FAMI-QS Code of Practice ist besonders relevant für Unternehmen, die Zusatzstoffe, Vormischungen und andere spezialisierte Futtermittel für Nutztiere herstellen. Dazu gehören Hersteller von Futtermittelzusatzstoffen, Vormischungen, Mischfuttermitteln sowie Unternehmen, die sich mit der Verarbeitung und dem Vertrieb von Futtermitteln beschäftigen. Auch Unternehmen, die Rohstoffe für die Futtermittelindustrie liefern oder spezialisierte Dienstleistungen in diesem Bereich anbieten, profitieren von der Implementierung des FAMI-QS Codes. Die Einhaltung dieses Standards hilft diesen Unternehmen, ihre Prozesse zu optimieren, Risiken zu minimieren und das Vertrauen ihrer Kunden in die Qualität und Sicherheit ihrer Produkte zu stärken.
Herausforderungen des FAMI-QS Standards und der anschließenden Zertifizierung
Die Umsetzung des FAMI-QS Codes und die anschließende Zertifizierung bringen einige Herausforderungen mit sich. Eine der größten Herausforderungen besteht in der notwendigen Anpassung der bestehenden Produktionsprozesse, um die Anforderungen des Codes zu erfüllen. Dies kann sowohl Investitionen in neue Technologien als auch eine Umstrukturierung der Betriebsabläufe erforderlich machen. Unternehmen müssen sicherstellen, dass alle Mitarbeitenden ausreichend geschult sind, um die neuen Standards einzuhalten, was Zeit und Ressourcen in Anspruch nehmen kann.
Ein weiteres Hindernis liegt in der Dokumentationspflicht. Der FAMI-QS Code erfordert eine umfangreiche Dokumentation aller Prozesse, um die Einhaltung der Vorschriften nachzuweisen. Dies bedeutet, dass Unternehmen klare und detaillierte Aufzeichnungen führen müssen, was einen erheblichen administrativen Aufwand darstellt. Die Einführung eines wirksamen HACCP-Programms verlangt zudem eine genaue Identifizierung und Überwachung kritischer Kontrollpunkte, was eine kontinuierliche und sorgfältige Analyse der Produktionsprozesse erfordert.
Auch die kontinuierliche Verbesserung stellt eine Herausforderung dar, da Unternehmen stets bemüht sein müssen, ihre Prozesse zu hinterfragen und zu optimieren. Dies erfordert eine Unternehmenskultur, die Veränderungen positiv gegenübersteht und kontinuierliche Anpassungen als Chance zur Verbesserung betrachtet. Die Zertifizierung selbst ist ebenfalls anspruchsvoll, da sie regelmäßige Audits und Überprüfungen beinhaltet, die sicherstellen sollen, dass die Anforderungen dauerhaft eingehalten werden. Unternehmen müssen daher sicherstellen, dass die Einhaltung der Standards nicht nur punktuell, sondern kontinuierlich gewährleistet ist.
Ist ein HACCP-Konzept verpflichtend und welche Verordnungen/Gesetze greifen hier?
Ja, ein HACCP-Konzept ist in der Futtermittelproduktion verpflichtend. In der Europäischen Union wird die Einführung und Umsetzung eines HACCP-Systems durch die Verordnung (EG) Nr. 183/2005 des Europäischen Parlaments und des Rates über die Anforderungen an die Futtermittelsicherheit vorgeschrieben. Diese Verordnung schreibt vor, dass alle Futtermittelunternehmer ein HACCP-Konzept entwickeln, um potenzielle Gefahren zu identifizieren und Risiken zu minimieren. Auch die Verordnung (EG) Nr. 178/2002 legt die allgemeinen Grundsätze und Anforderungen des Lebensmittelrechts fest, einschließlich der Rückverfolgbarkeit und Risikobewertung. Diese Regelungen sind darauf ausgelegt, die Sicherheit der gesamten Futtermittel- und Lebensmittelkette zu gewährleisten. Nationale Vorschriften und Gesetze in den jeweiligen EU-Mitgliedstaaten können zusätzliche Anforderungen stellen, um die Umsetzung des HACCP-Konzepts weiter zu unterstützen.
Gute Herstellungspraxis (GMP) als Grundlage der Sicherheit
Ein zentraler Bestandteil des FAMI-QS Codes ist die Gute Herstellungspraxis (GMP), die einen systematischen Ansatz zur Kontrolle der Produktionsbedingungen und zur Reduzierung von Fehlerquellen verfolgt. Durch die Etablierung strenger Produktionsrichtlinien stellt GMP sicher, dass die Produkte den erwarteten Standards entsprechen und keine Risiken für die Gesundheit von Tieren und Menschen darstellen. Die GMP fordert unter anderem die Einrichtung von klaren Prozessen, eine genaue Dokumentation und Schulungen des Personals. Diese Aspekte tragen dazu bei, das Risiko von Verunreinigungen und Qualitätsabweichungen zu minimieren.
HACCP-Programm: Risikobasierte Kontrollen
Ein weiterer wesentlicher Bestandteil des FAMI-QS Codes ist das HACCP-Programm, das darauf abzielt, potenzielle Gefahren in der Futtermittelproduktion zu identifizieren und durch gezielte Kontrollmaßnahmen zu minimieren. Das HACCP-Konzept basiert auf der Identifizierung kritischer Kontrollpunkte (CCPs), die genau überwacht werden, um sicherzustellen, dass Gefahren, die die Sicherheit des Futtermittels beeinträchtigen könnten, effektiv kontrolliert werden. HACCP ermöglicht es Unternehmen, potenzielle Risiken frühzeitig zu erkennen und durch präventive Maßnahmen zu beseitigen, bevor sie zu einem Problem führen.
Kontinuierliche Verbesserung: Ein Kernelement der Futtermittelsicherheit
Neben den Anforderungen an GMP und HACCP legt der FAMI-QS Code großen Wert auf die kontinuierliche Verbesserung der Prozesse. Die kontinuierliche Verbesserung ist ein integraler Bestandteil des Codes, da sie Unternehmen dazu anhält, bestehende Prozesse zu überprüfen und Möglichkeiten zur Risikominimierung und Qualitätsverbesserung zu identifizieren. Hierzu gehören nicht nur technische Verbesserungen in der Produktionsanlage, sondern auch Anpassungen in der Organisationsstruktur und im Management von Risiken. Durch eine Kultur der kontinuierlichen Verbesserung können Unternehmen sicherstellen, dass sie den Anforderungen an Futtermittelsicherheit und Produktqualität dauerhaft gerecht werden.
Der FAMI-QS Code of Practice stellt einen umfassenden Rahmen bereit, der Unternehmen in der Futtermittelindustrie dabei unterstützt, die Sicherheit und Qualität ihrer Produkte zu gewährleisten. Durch die strikte Umsetzung der Guten Herstellungspraxis, die Einführung eines effektiven HACCP-Programms und den Fokus auf kontinuierliche Verbesserungen können potenzielle Risiken minimiert und die Produktqualität optimiert werden. Die Einhaltung dieser Anforderungen stellt sicher, dass die gesamte Lieferkette von Futtermitteln sicherer wird und den hohen Ansprüchen der modernen Landwirtschaft gerecht wird.